Gesundheitsstudie in Regensburg

Gemeinsam forschen für eine gesündere Zukunft

Einer lebt ungesund und wird 100 Jahre alt, der andere stirbt früh. Warum ist das so?
Die NAKO – Deutschlands größte Gesundheitsstudie soll Antworten geben.

Tief Luft holen und dann explosionsartig wieder ausatmen: Mit Motivationshilfe der Untersucherin absolviert ein Studienteilnehmer den Lungenfunktionstest im Regensburger Studienzentrum. Eigentlich ist so ein Lungen­funktionstest ja keine lärmintensive Angelegenheit, „es wird aber gleich ein bisschen lauter“, sagt Gudrun Kopp, eine von sechs Untersucherinnen im Team. Beim Atmen? Was die Studienassistentin meint, erschließt sich jedoch schnell. „Ruhig Luft holen, jetzt tiefer ausatmen“ – die ersten Anweisungen klingen noch entspannt. Dann plötzlich nimmt Gudrun Kopps Stimme Lautstärke und Ton eines Trainers an, der seinen Spitzensportler zu Höchst­leistungen treiben möchte: „Tief Luft holen! Und raus!“ Zu einem aussagekräftigen Test zu maximaler Atemleistung gehöre Motivation, erklärt sie später. „Da muss man sich auch als Untersucher richtig reinlegen.“

Mit Tests, wie sie Gudrun Kopp und ihre Kollegen im Regensburger Studienzentrum durchführen, wollen Forscher den Ursachen und Risikofaktoren für die wichtigsten Volkskrankheiten genauer auf die Spur kommen. Bundesweit werden dafür 200.000 Männer und Frauen zwischen 20 und 69 Jahren medizinisch untersucht und zu ihren Lebensgewohnheiten und sozialem Umfeld befragt. Regensburg ist eines von insgesamt 18 Studienzentren.

Jeder Einzelne ist wichtig
Mit dem bisherigen Verlauf ist Dr. Beate Fischer, Leiterin des Studienzentrums, sehr zufrieden. „Mit unserer Beteiligungsrate liegen wir bundesweit unter den Top drei der Studienzentren.“ Der Erfolg der Studie steht und fällt mit dem Engagement der Bevölkerung.

Jeder Einzelne ist wichtig, um verlässliche wissenschaftliche Aussagen machen zu können!
In den nächsten Wochen werden verstärkt die zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürger der Verwaltungsgemeinschaft Donaustauf angeschrieben und um eine Teilnahme an der Studie gebeten.

Aus der Stadt und dem Landkreis Regensburg sollen insgesamt 10.000 Menschen an der Studie teilnehmen – ausgewählt und angeschrieben werden sie nach einem Zufallsverfahren aus Daten der Einwohnermelderegister. Bis 2019 sollen alle einmal untersucht werden. Ihr Gesundheitszustand wird über Jahre weiter beobachtet – bis 2022 ist eine erste Nachuntersuchung aller Teilnehmer geplant.

Vom Vergleich der Gesundheitsdaten über einen längeren Zeitraum in Verbindung mit Lebensumständen erhoffen sich die Forscher vor allem Erkenntnisse über individuelle Risiken, an bestimmten Leiden zu erkranken. Fischer nennt ein Beispiel: „Dass Rauchen schädlich ist, wissen wir schon lange. Was wir nicht wissen ist, warum der eine Raucher – wie Altbundeskanzler Helmut Schmidt – 96 Jahre alt wird und der andere mit 40 an Lungenkrebs stirbt oder mit 60 an einem Herzinfarkt.“

Die Teilnehmer durchlaufen ein Basisprogramm, das etwa drei Stunden dauert. Dazu gehören neben Fragen zu Lebensumständen zum Beispiel Untersuchungen von Blut, Urin und Speichel, Blutdruckmessungen, eine Untersuchung der Blutgefäße, der Greifkraft der Hand oder der Lungenfunktion. Für 20 Prozent der Teilnehmer gibt es ein intensiveres Programm. Bei ihnen gehören unter anderem auch ein Hör-, Augen- und Riechtest dazu, ein EKG, eine Ultraschallmessung des Bauchfettes, ein Fitnessprogramm oder ein Diabetestest.

Auf dem Fahrrad­ergometer wird der Fitnesslevel überprüft.

Die Ergebnisse wichtiger Untersuchungen bekommen die Teilnehmer auf Wunsch mitgeteilt und können sie mit ihrem Hausarzt besprechen. Werden lebensbedrohliche Krankheiten entdeckt, würden sie sofort informiert, so Fischer. „Das ist in Regensburg aber noch nicht vorgekommen.“

Kein üblicher Hausärzte-Check
Ein Studienteilnehmer, der sofort nach Erhalt der Einladung einen Untersuchungstermin vereinbart hat, ist „sehr gespannt auf die Werte“ – nicht nur auf normale Kreislaufdaten, sondern auch auf die jener Untersuchungen, die nicht zum üblichen Hausärzte-Check gehören. Blutdruckmessungen zum Beispiel werden nicht nur am Oberarm durchgeführt, sondern auch im Liegen an Armen und Beinen gleichzeitig. „Möglicherweise lassen sich so Durchblutungsstörungen der Beine erkennen, bevor es zu Symptomen kommt“, so Fischer.

Erste Zwischenergebnisse zum Gesundheitszustand der Teilnehmer werden ab 2019 erwartet – dann seien auch regionale Vergleiche möglich. Mit Daten über zeitliche Entwicklungen und Zusammenhänge könne ab 2023 gerechnet werden. Wichtig sei, dass sich so viele Eingeladene wie möglich beteiligen. Mit einer modernen Einrichtung, schönen Bildern, dem Angebot von Obst, Getränken oder einem Imbiss und dem Verzicht auf Kittel wurden auch Begleitumstände im Studienzentrum mit Bedacht so gestaltet, dass sie möglichst nicht an Krankenhausatmosphäre erinnern. „Bisher waren nahezu alle unsere Teilnehmer sehr zufrieden.“

Das gesamte Team des Regensburger Studienzentrums freut sich auf Sie.

Weitere Informationen zur Studie finden Sie im Internet unter www.nako.de